Ihre Stelle als Arzthelferin hatte sie verloren, ein neuer Job war nirgends zu finden. Um die Leere in ihrem Leben zu füllen, wünschte sich Enthea Mashabane, die ihren wahren Namen lieber verschweigen möchte, ein Kind. Das war vor drei Jahren. Im letzten November hat die heute Jährige erfahren, dass der Preis für den im Oktober geborenen Jungen ihr baldiger Tod sein wird. Frau Mashabane ist HIV-positiv. Der Vater des Kleinen hat die junge Frau mit dem Aids-Virus angesteckt. Nur eines ist gewiss: Falls er gesund sein sollte, so wird er noch vor seinem Abgang von der Simbave Slums Nutten Teenager verwaisen. Und auch zwischen Entheas Brüsten hat sich bereits Hautkrebs gebildet. Die Ärzte werden Frau Mashabane nicht helfen können, denn sie ist schwarz und mittellos. Tatsächlich jedoch koexistieren im Schatten der gelb glitzernden Abraumhalden zwei Welten. Die Menschen verfeuern Simbave Slums Nutten Teenager. Kaum einer könnte hier die Stromrechnung für das Heizen mit Radiatoren zahlen. An den Kauf kostspieliger medizinischer Cocktails, die HIV-Infizierten in den Industriestaaten der westlichen Welt das Leben verlängern, ist gar nicht erst zu denken. Wie die meisten Township-Bewohner ist Enthea Mashabane nicht krankenversichert. Die staatlichen Kliniken verweigern die Abgabe der lebensverlängernden Medikamente an Aids-Patienten. Die Mittel sind zu teuer, die Kranken zu zahlreich. HIV-positiven Afrikanern bleiben als Medizin nur Vitaminpillen und Gebete. Vor 18 Jahren wurde die Immunschwächekrankheit erstmals bei einem Afrikaner diagnostiziert. Seither sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen allein im südlichen Afrika elf Millionen Menschen daran gestorben. Längst rafft die Seuche auf dem Schwarzen Kontinent mehr Menschen dahin als Malaria, Unterernährung oder Bürgerkriege. Die Staaten südlich der Sahara beherbergen ein Zehntel der Weltbevölkerung, aber zwei Drittel aller HIV-Infizierten. Bis zum Jahr werden dort mehr Menschen an der Immunschwäche sterben, als im mittelalterlichen Europa der Pest erlagen. Die tötete vor allem die Kranken, Schwachen und Alten, 25 Millionen insgesamt. Aids in Afrika dagegen ist der Fluch der Jugend, der sexuell wie wirtschaftlich aktivsten Bevölkerungsgruppen, der jungen Mütter und Väter. Das Land am Kap wurde als letztes von der Pandemie erfasst. Das war Ende der achtziger Jahre, als noch die Buren herrschten. Das Virus wurde vergessen. Zehn Jahre später hat es mehr als ein Zehntel der Bevölkerung befallen. Und fast alle Opfer sind schwarz. Doch noch immer reagiert die politische Führung ratlos auf die Epidemie; Aufklärungskampagnen bleiben wirkungslos, Kondome verpönt. Kurz vor der Welt-Aids-Konferenz, die vom 9. Juli in der Hafenstadt Durban stattfinden wird, stiftete Staatschef Thabo Mbeki auch noch Unmut und Verwirrung: Er suchte das Gespräch mit Wissenschaftlern, welche die längst entkräftete These verfechten, Aids sei nicht die Folge einer HIV-Infektion, sondern die Konsequenz von Drogen- und Alkoholmissbrauch, Armut und Unterentwicklung. Als das Rassistenregime der Buren abdanken musste, hätte das Land noch eine Chance gehabt, die Epidemie einzudämmen. In seiner fünfjährigen Amtszeit widmete Mandela, der weltweit respektierte erste schwarze Präsident des Landes, dem Thema Aids weniger Zeit in der südafrikanischen Öffentlichkeit als PR-Treffen mit den Spice Girls, Naomi Campbell und Michael Jackson. Zwar hatten prominente Schwarzenführer schon gewarnt, Aids könne »die Verwirklichung unserer Träume ruinieren«; zwar hatte ein noch im Exil verfasstes Gesundheitspapier des Afrikanischen Nationalkongresses ANC eingeräumt, dass beinahe 60 Freiheitskämpfer infiziert sein könnten. Trotzdem wurde keiner der Rückkehrer getestet. Und nur einmal, Endemachte Mandela Aids zum Gegenstand einer ausführlichen Rede - auf einem Wirtschaftsforum in der Schweiz. Da war bereits jede fünfte Wöchnerin Südafrikas HIV-positiv.
Mit der bisherigen Berechnung auf Grundlage einer Skala der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD seien "die Einkommen armer Haushalte systematisch über- und jene reicher Haushalte unterschätzt" worden. Dank Ihrer Spenden konnte die Stiftung stern damals die Nahrungsmittelverteilung im Panijiar County durch die Welthungerhilfe mit Und noch eins haben die Jugendlichen und das Aids-Komitee mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit erreicht: Es herrscht keine Pogromstimmung im Ort gegen die Kranken. Die Hälfte dieser Männer sucht Sex. Computerkurse , Beistand bei der Jobsuche und bei medizinischen Problemen sowie Anleitung zum sinnvollen Wirtschaften mit dem vorhandenen Geld.